Veit Rauscher war mit seinem Team SSV Ulm 1846 ab 13.04.2019 in Lignano / Obere-Adria / Italien im Trainingslager und hat diese Destination bewertet. Wir bedanken uns für diesen Erfahrungsbericht!
Veit Rauscher:
Mehr und vor allem detailliertere Bilder wären schön, um sich einen umfassenden Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort zu machen.
Die Zimmer waren ziemlich runtergekommen, nicht besonders sauber, in jedem Zimmer diverse Beschädigungen, die Betten komplett durchgelegen, die Fernseher aus dem letzten Jahrhundert usw.
Der zugeteilte "Gruppen-Aufenthaltsraum" machte einen sehr unfreundlichen Eindruck. Ein Beamer allerdings ohne Laptop-Anschlusskabel war zwar geboten, aber sowieso so ungemütlich war, dass wir auf die Nutzung lieber verzichtet haben. Somit waren Gruppenbesprechungen nur im Speisesaal beim Essen möglich, der allerdings auch kurz nach den Mahlzeiten wieder geräumt werden musste. Das kostenlose WLAN war auf den Zimmern nicht zugänglich, für Apple-Nutzer sogar grundsätzlich nirgends im Hotelkomplex.
Das Frühstück bot recht wenig Auswahl, hauptsächlich süßes Gebäck, die Getränke (Kaffee, Tee, Saft) aus dem 20L-Vorratsbehältern leider großteils ungenießbar. Das Mittag/Abend-Essen dagegen war gut, täglich verschiedene mehrgängige Menüs zur Auswahl, die man selbst zusammenstellen konnte. Service und Personal waren in Ordnung, nur leider war die Verständigung auf Deutsch/Englisch fast nicht möglich. Mit steigender Gästezahl wurde dann im Lauf der Woche leider die Anzahl der Essensausgaben reduziert, sodass immer längere Schlangen entstanden und auch die Sitzplätze teilweise nicht mehr ausreichend waren.
Der Fitnessraum war sehr gut ausgestattet und die Nutzung nach Absprache problemlos auch mit einer größeren Gruppe machbar. Leider hat der Raum keine Fenster und keine Klimaanlage, was dann zu tropischen Temperaturen und Sauerstoffmangel beim Training führte. Insgesamt hatten wir sicher kein 5-Sterne-Hotel erwartet, aber auch bei einfacher Ausstattung sollte man bei diesen Preisen ein gepflegteres Gesamtbild erwarten können, zumal uns "kürzlich renovierte Zimmer" versprochen wurden.
Grundsätzlich könnte das Stadion in Lignano alles bieten, was für ein Leichtathletik-Trainingslager gewünschte wäre. Abzüge gibt es allerdings für: - extrem viele Athleten gleichzeitig beim Training zu den Stoßzeiten - Unkraut-überwucherte Weitsprung-Gruben, die man erstmal kräftig umgraben muss - nur eingeschränkt funktionsfähige Höhenverstellung beim Stabhochsprung - Diskusnetz nur halb hochgezogen, dadurch oft gefährliche "Querflieger", die bei korrektem Aufbau im Netz landen würden - Platzwartin selten aufzufinden und auch nur auf Italienisch ansprechbar --> keine Info erhältlich und auch Geräteausgabe nur mit Schwierigkeiten.
Schwerpunkte: Als Gruppe von Mehrkämpfern (Jugendliche/Aktive) haben wir Technik-Training in allen Mehrkampf-Disziplinen durchgeführt und konnten dies auch größtenteils wie geplant durchführen, was allerdings nur durch die flexiblen Essenszeiten im Hotel möglich war. Dadurch konnten wir sehr früh oder sehr spät mit dem Training beginnen und der "Rush Hour" auf der Bahn aus dem Weg gehen. Teilweise mussten Inhalte verschoben/getauscht werden, was aber in Absprache mit den anderen Trainingsgruppen vor Ort meistens gut geklappt hat. Aufgrund der sehr harten Mondo-Laufbahn ist das Training in Spikes sehr belastend für Gelenke und Knochenhäute und die Anzahl der Spikes-Einheiten mit Vorsicht zu setzen. Alternativ steht meistens ein Kunstrasen-Nebenplatz (z.B. für allgemeine Sprünge) zur Verfügung.
Man hatte dein Eindruck, dass niemand vor Ort wirklich Bescheid weiß bzw. als klarer Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die Feriendorf-Mitarbeiter waren sehr freundlich, wussten aber über den Sportbereich nicht Bescheid. Im Stadion fehlt ein Ansprechpartner, der wenigstens ein paar Infos geben kann. Eine Einteilung der Trainingszeiten ist hinfällig, da grundsätzlich "Firtst Come - First Serve" gilt und man sich im Zweifelsfall hinten anstellen muss.
Das Wetter war perfekt! Wir hatten 8 Tage lang 20 Grad, Sonnenschein und keinerlei Niederschlag. Für ein Oster-Trainingslager absolut optimal.
Absoluter Pluspunkt war der zum Feriendorf gehörende Strand mit ausreichend Platz für Volleyball, Frisbee etc. sowie die Kunstrasen/Hartplätze im Feriendorf für Fußball/Basketball. Unzählige Restaurants/Eiscafés/Bars etc. sind fußläufig gut erreichbar, allerdings aufgrund der Vielzahl kaum zu überblicken. Da es noch Vorsaison war, war vieles allerdings noch nicht geöffnet, wodurch man sich teilweise wie in einer Geisterstadt fühlt. Weitere Aktivitäten haben wir außerhalb des Trainings nicht unternommen.
Insgesamt haben wir nach einem schwierigen Beginn (aufgrund der genannten negativen Punkte) eine tolle Trainingslager-Woche verbracht und sind mit überwiegend positiven Eindrücken und vor allem guten Trainingsergebnissen nach Deutschland zurückgekehrt. Unter der Voraussetzung, dass Soccatours seinen Einfluss auf die Gegebenheiten vor Ort spielen lässt, sodass sich manche Dinge noch positiv entwickeln, könnten wir uns ggf. ein erneutes Trainingslager in Lignano-Sabbiadoro vorstellen.
Anmerkung leichtathletik-trainingslager.com: Hallo Herr Rauscher, vielen Dank für Ihr sehr ausführliches Feedback, das wir trotz der negativen Aspekte transparent veröffentlichen. Der verantwortliche Product Manager war zu Beginn Ihres Trainingslagers selbst vor Ort, um sich einen Eindruck über die Gegebenheiten zu verschaffen. Nicht all unsere Teams gaben eine solche Anzahl von Kritikpunkten an, jedoch ist klar, dass wir hinsichtlich der Gegebenheiten und Standards Gespräche mit unseren Partnern in Lignano führen werden. Alles Gute für die kommende Saison!
Veit Rauscher
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Veit Rauscher
Trainer bei SSV Ulm 1846